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Fahrradtour der Romantischen Straße entlang.

Eine andere Art der Romantik sollte es diesen Sommer werden: 350 Kilometers auf der Romantische Straße in 4 Tagen mit dem Rad - ohne Hilfsmotor - und mit dem Ziel: Neuschwanstein!


Es war eine Herausforderung, aber die Idee war schon vor einer Weile geboren. Wir leben in einem kleinen Städtchen namens Röttingen direkt an der Romantischen Straße. Dort sehen wir jedes Wochenende viele Radfahrer, die für mehrtägige Ausflüge gerüstet sind. Schon immer wollten wir mal von zu Hause bis in die Alpen fahren und 2020 war gerade der Moment!


Nachdem uns die Corona-Krise die notwendige Zeit für ausgiebige Trainings auf dem Rad beschert hat, waren wir nun bereit. Der Monat Juni erschien ideal aufgrund guten Wetters aber noch ohne zu großer Hitze.



1. Etappe: Röttingen - Nördlingen.

Am ersten Tag fuhren wir früh los, Rucksäcke beladen (vielleicht etwas zu sehr…!).

Der bevorstehende Tag sollte lang sein: 125 km auf kleinen Straßen, Radwegen und teilweise sogar Waldwegen.

Es war sonnig, aber die Temperaturen blieben angenehm. Die Landschaft zog vorbei, wir fuhren durch Felder, Wälder und folgten der Tauber nach Rothenburg, einer alten befestigten Stadt, die von Touristen aus aller Welt besucht wird. Dann war der Radweg viel weniger überfüllt, da die meisten Radfahrer in Rothenburg ihre Tour beenden. Wir fuhren durch Schillingsfürst und machten nach 60 km unsere erste Pause in Feuchtwangen. Ein schönes Städtchen aus dem 9. Jahrhundert mit einem Marktplatz umgeben von alten fränkischen Häusern mit typischer Architektur der Region. Auch Störche dürfen hier nicht fehlen!

Es fiel schwer, nach der Pause die Fahrt fortzusetzen, denn die Muskeln hatten sich beträchtlich abgekühlt.

Später erreichten wir Dinkelsbühl, eine weitere befestigte Stadt, in der jedes Jahr im Juli die Übergabe der Stadt an schwedische Truppen während des Dreißigjährigen Krieges gefeiert wird. Eine breite Hauptstraße durchquert die Stadt mit den Hauptattraktionen. Die Gelegenheit, die Schönheit der Stadt bei einem Eis zu genießen.

Die verbleibenden 50 km bis zum Ende der ersten Etappe, begann aufgrund schwindender Kräfte etwas zu schmerzen. Aber die Reise, meist inmitten der Natur, blieb dennoch ein Genuss.

Endlich die Ankunft in Nördlingen! Ein Tag mit 8 Stunden Radfahren, 125 km und 1300 Meter Höhenunterschied. Nach einem Schäufele, einem typischen regionalen Essen, streckten wir noch etwas unsere Beine für einen Spaziergang im Zentrum der Stadt und bewunderten den Sonnenuntergang hinter den Stadtmauern.



2. Etappe: Nördlingen - Augsburg.

Der Start war sehr hart, denn die Anstrengung des Vortages steckten noch in den Beinen. Aber sobald die Muskeln warm sind scheint alles wieder normal. Wir folgten einem wunderschönen Radweg im Nördlinger Ries, ein 15 Millionen Jahre alter Asteroidenkrater mit einer Breite von etwa 24 km.

Kurz darauf erreichten wir Harburg, eine Stadt an der Wörnitz. Die Stadt wird von einer Burg aus dem 12. Jahrhundert dominiert, eine der am besten erhaltenen in Deutschland. Wir scheuten den steilen Anstieg nicht, um diese eindrucksvolle Burg zumindest von außen zu besichtigen.

Weiter unten in der Altstadt finden sich auch sehr informative Erklärungen zum Asteroiden und zur Entstehung des Kraters.

Wir folgten dem Wörnitz-Tal nach Donauworth, einer Stadt, in der der Fluss in die Donau mündet, und dann entlang des Lech-Tals. Wir kamen an Tierhaupten vorbei, wo es ein Kloster aus dem 8. Jahrhundert gibt. Dort hielten wir an, um wieder Kraft zu tanken und mit einem großen Radler unseren Mineralienverlust auszugleichen!

Der Rest des Tages führte uns nach Augsburg, der letzten Etappe des zweiten Tages, wo wir nach 95 km und 700 m Höhenunterschied übernachteten.

Wie am Vortag gingen wir in die Innenstadt, um kurz die Stadt zu besuchen und in den Zeughaus Stuben köstliche Käsespätzle zu essen - sehr zu empfehlen. Das Restaurant befindet sich im Innenhof der Waffenkammer der Altstadt, nicht weit hinter den Hauptstraßen des Stadtzentrums, aber abseits von Verkehr und Lärm.



3. Etappe: Augsburg - Peiting.

Eine weitere großartige Etappe war geplant: 85 km bis zu unserer Basis Peiting, die sich bereits am Alpenrand befindet.

Wir fuhren der Lech entlang, ein wunderschönes Tal. Gerieten in den Regen und schafften es gerade noch halbwegs trocken zur Mittagspause in Landsberg am Lech. Danach führten uns Bauarbeiten an den Ufern der Lech mit fehlenden Umleitungsempfehlungen durch ein Militärreservat. Eine Stunde lang fuhren wir über freies Feld während eine Regenfront langsam aufzog. Wir steigerten die Geschwindigkeit, um ein schützendes Terrain zu erreichen und es begann bereits stark zu tröpfeln bis wir an einen Militärfriedhof mit einer schützenden Bushaltestelle gelangte – nochmal Glück gehabt!

Weiter ging's nach Schongau, eine Stadt aus dem 1. Jahrhundert vor Christus auf der Via Claudia Augusta.

Spätestens jetzt merkten wir, dass wir uns in Richtung Alpen bewegten, denn die Landschaft wurde bergiger und kündigte unsere Ankunft im Allgäu an.

Wir verbrachten die Nacht in Peiting im Dragoner Hotel. Natürlich nach einem guten Essen und nicht, ohne die Spezialitäten der örtlichen Eisdiele zu probieren.


4. Etappe: Peiting - Schwangau.

Letzte Etappe vor dem Ziel! Kürzer aber nicht einfacher! Über die geplanten 53 km werden wir auch 872 Meter Höhenmeter überwinden müssen. Die Landschaft war großartig, die Route fantastisch und sehr gut gekennzeichnet. Wir trafen immer mehr Radfahrer je mehr wir uns dem Schwangau näherten. Unsere Mittagspause fand an einem Bachlauf statt – die Gelegenheit bei frischer Luft Kraft zu sammeln.

Das Ziel unserer Tour war das Schloß Neuschwanstein. Also mussten wir noch bis zum Haupttor des Schlosses – in der Tat hatten wir etwas den letzten Anstieg unterschätzt. Der Aufstieg war sehr mühsam – extrem steil denn wir mussten als Radfahrer (eher die Ausnahme an dem von Touristen aus aller Welt besuchten Hügel) einen gerade noch oben führenden Waldweg nehmen. Die Strapazen der vergangenen Tage und die schweren Rucksäcke zogen uns gefühlt zurück ins Tal. Aber die Ermutigung der Touristen und der Anblick des Schlosses halfen uns, die letzten Minuten durchzuhalten. Und dann endlich war es soweit: was für ein Stolz, wenn wir direkt vor dem Prachtbau des Bayernkönigs Ludwig von den Rädern stiegen!

Um uns für unsere Bemühungen zu belohnen, hatten wir ein Zimmer im neuen Ameron Neuschwanstein Resort gebucht, in dem wir am Nachmittag im SPA regenerieren konnten. Das Hotel liegt direkt gegenüber dem Schloss Hohenschwangau, dessen Aussicht wir von unserem Zimmer aus genossen.



5. Tag: Die Rückreise.

Wir fuhren mit dem Fahrrad ins 5 Kilometer entfernte Füssen zum dortigen Bahnhof. Nach fast 5 Stunden im Regionalzug (inkl. 2x Umsteigen) erreichten wir dann Steinach bei Rothenburg. Genau genommen stiegen wir aus versehen eine Station zu früh aus und hatten (nur) noch 38 km bis Röttingen. Erschien uns aber weitaus weiter…

Danach wurden die Fahrräder für einige Tage abgestellt und blieben erstmal dort! Trotz der vielen Kilometer spürten wir keine Müdigkeit, sondern ein Gefühl des Wohlbefindens. Wir konnten 4 Tage einfach mal vom Alltag den Kopf frei machen und uns auf schöne Landschaften konzentrieren.

Ein kleiner Ratschlag für diejenigen, die diese Route planen: Etwas Arnika schadet nicht und Radlerhosen sind unerlässlich. Dann kann man auch am nächsten Tag wieder aufs Rad steigen…



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